Sabbatical, Sabbatjahr, Auszeit: Meine Gedanken dazu

Meine Gedanken dazu: Eben hatte ich es, ein Gespräch mit meinem Chef. Fast zwei Stunden haben wir geredet, über das was ich denke, wo ich denke im Leben zu stehen und was meine Art Katalysator ist um auszubrechen. Seien wir doch ehrlich, es läuft immer gleich ab, bei fast jedem Angestellten: wir essen, schlafen, arbeiten, freuen uns die Wohnung bezahlen zu können und gleichzeitig noch mit dem Auto mobil zu sein.

Dazu gibt es im Jahr im Schnitt 1x das Highlight – zwei Wochen Urlaub. Irgendwo, aber nicht im Nirgendwo. Dazu reicht die Zeit nicht und sich dafür zu entschuldigen, eventuell sogar drei Wochen urlauben zu wollen, entsetzt sogar einige Chef’s. Der Mensch als moderne Arbeitsdrohne, der seine ihm vorgegebene Aufgabe zu erfüllen hat, um in der Gesellschaft angenommen und aufgenommen zu werden. Sehr vielen Menschen geht es wirklich gut, warum also diese ständige, innere Unruhe und Unzufriedenheit mit seinem Leben?

“Ich glaub ich muß weg”

Unzufriedenheit entsteht nicht von heute auf morgen, ebenso wenig innere Unruhe. Mich plagen diese zwei Geister auch öfters, als ich daß mit dem mich umgebenden Luxus eigentlich erklären kann. Also versuche ich es trotzdem, um die Gedanken im Kopf zu ordnen und vielleicht erkennt sich der ein oder andere Weltenbürger, der durch Zufall hier gelandet ist, sogar wieder.

Warum muß ich weg?

Früher (vor 14 Jahren), war ich mindestens 1-2x im Jahr campen mit dem Zelt. Meine kleine Freiheit, draußen auf dem Campingplatz ohne viel Luxus. Zu einer Zeit, wo Computerspiele immer populärer geworden sind, der erste Job das erste selbst verdiente Geld erwirtschaftete. Der Grundstein war für mich bereits zu dieser Zeit gelegt, obwohl ich das über die Jahre nie realisierte.

Jahre später, wo Outdoor, Yolo & Co schon irgendwie den Anschein einer riesigen Geldmaschinerie angenommen haben, der Alltag einen aber fest umklammert hält, nagen auch innere Zweifel. Um ehrlich zu sein, fällt es mir schwer das extrem geregelte Leben mit immer gleichen Abläufen auf Dauer durchzuhalten. Was lässt sich daran ändern? Eigentlich vieles. Was ändert sich tatsächlich? Eigentlich sehr wenig bis gar nichts.

Tunnelblick, Sand im Getriebe, irgendwie nur noch Alltag. Dabei bietet sich eine längere Auszeit auch in unserer auf Kommerz und Gewinnmaximierung geplagten Welt an, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben!

Tunnelblick, Sand im Getriebe, irgendwie nur noch Alltag. Dabei bietet sich eine längere Auszeit auch in unserer auf Kommerz und Gewinnmaximierung geplagten Welt an, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben!

Ein neuer Job bringt auf Dauer nicht die Befriedigung und den Befreiungsschlag, den man sich erhofft oder erträumt. Zumindest bei mir hat das nie funktioniert. Irgendwie bin ich eher ein Anecker, Nonkonformist und Andersdenkender. Weniger schön klingt Sonderling oder Freak, oder auch Außenseiter. Obwohl es “Außenseiter” vielleicht am ehesten trifft. Der schlaue Duden erklärt mir auch gleich warum:

Außenstehender: abseits der Gesellschaft, einer Gruppe Stehender; jemand, der seine eigenen Wege geht

Außenstehende gibt es sehr viele, daß fängt schon an, wenn das Integrieren nicht so richtig funktionieren will. Wenn alle über XYZ reden (nennen wir es z.b. DSDS), einem selbst dazu aber nur Kommentare einfallen, die andere mit Sicherheit nicht hören wollen. Zack und du bist draußen, zumindest bei diesem Thema. Übertragen lässt sich das auf vielerlei im Job, im Freundeskreis oder auch der Familie.

Den Chef fragen!

Der eigentliche Grund dieses Artikels, mit dem kleinen Exkurs da oben drüber, war die Unterhaltung mit meinem Chef heute morgen. Wir sind keine große Firma, nur sechs Männer in der IT-Branche. Ich arbeite hier nun fünf Jahre, bin soweit auch zufrieden. Der Deutsche als Meister der Unzufriedenheit kritisiert ja gern hier und dort – aber als großes Ganzes betrachtet, ist mein Job wirklich ok. Alle sind eher locker drauf, es wird nicht gezickt. Etwas mulmig war mir dennoch.

Mein ehemaliger Chef hat mich als Rebell bezeichnet, nur weil seine Eskapaden, die andere über Jahre erduldet haben, an mir abprallten. Daß mit dem nie-so-wirklich-angepasst-sein hatte ich bereits geschrieben. Und fast glaubt man selbst langsam daran, abseits der Reihe von anderen Kollegen zu stehen. Aber ist das schlimm? Nein! Auf keinen Fall! Jeder Mensch ist ein Individuum und und sollte auch als solches behandelt werden.

Es zieht alles sehr schnell an einem vorbei. Yolo hin oder her - das Leben sollte nicht nur aus von der Gesellschaft auferlegten Zwängen bestehen.

Es zieht alles sehr schnell an einem vorbei. Yolo hin oder her – das Leben sollte nicht nur aus von der Gesellschaft auferlegten Zwängen bestehen.

Also ohne jetzt durch zig Ratgeber im Internet gelesen zu haben, oder womöglich noch schlaue Lektüre bei der Amazone zu bestellen, um ja mit hochroten Kopf dann vor sich hin zu stammeln: Rein ins Büro, gefragt ob er eben Zeit für mich hat, danach ob er sich heute gut fühlt um dann zum eigentlichen Kern des Gespräches zu kommen. Es ist eher die Hürde es anzugehen, nicht das Gespräch selbst zu führen. Was gibt es schon groß zu verlieren?

  1. Ein nicht so guter Chef lässt spätestens hier die Maske fallen und zeigt, wie er Mitarbeiter wirklich sieht. Dort noch freiwillig bleiben? Nur unter Zwang wer das typisch gutbürgerliche Leben führen muß oder will.
  2. Der angenehmere Chef hört zu und lässt sich erklären, warum sein Mitarbeiter nun eigentlich mehrere Monate der Firma fern bleiben möchte.

Meine Argumente waren kein zusammengesponnener Quatsch, der mir bloß ja einen langen Urlaub eine lange Auszeit sichern soll. Nein, ich habe ihm erzählt warum ich das Gefühl habe auszubrechen und das so erklärt, als müsste ich mir selbst als Chef eine Rechtfertigung geben:

  • Was läuft in deinem Leben anders, daß du eine Auszeit benötigst?
  • Wieso denkst du, daß eine Auszeit dein Leben verändert?
  • Und warum wäre das auch für die Firma gut?

Auch der Mensch gegenüber vom Schreibtisch ist immer noch ein ganz normaler Mensch, auch wenn er durch seine Hand am Gehalt die höhere Machtposition ausübt. Nicht um alles cool und relaxt durch die bunte Brille zu sehen – aber ich setzte ein harmonisches Miteinander einfach bei jedem voraus. Das macht im Kopf unverkrampfter und freier, auch anderen Menschen gegenüber die meist gar nicht mal immer den ersten Eindruck bestätigen.

"Ich seh's jetzt einfach mal positiver" - warum auch nicht? Umdenken im Job, oder besser gesagt die Art und Weise, wie nicht wir, sondern permanent Einflüsse von Außerhalb unser Leben bestimmen.

“Ich seh’s jetzt einfach mal positiver” – warum auch nicht? Umdenken im Job, oder besser gesagt die Art und Weise, wie nicht wir, sondern permanent Einflüsse von Außerhalb unser Leben bestimmen.

Meine Argumente waren ehrlicher Natur, über die ich gar nicht lange überlegen musste:

Job, Privatleben und das Gefühl an diesem Trott langsam ader sicher auszubrennen. Meine Frage war, ob er bereits von dem Sabbatical (oder auch Sabbatjahr) gehört habe. Natürlich war dem nicht so, also habe ich erklärt um was es sich dabei handelt und wo nicht nur meine Vorteile liegen, sondern auch die der Firma.

Zum Sabbatical selbst verliere ich an dieser Stelle wenig Worte, es gibt bereits zahlreiche Ratgeber im Netz zu diesem Thema:

  • ratgeber-aussteigen.de – Infos für Aussteiger und auch zum Sabbatical
  • Sabbatical – Zeit für Andere(s) – Wieso und Warum auf karriere.de
  • sabbatjahr.org – Ebenso informativer Ratgeber

Daß war nur eine kleine Auswahl, auch gibt es für den interessierten Leser bei Amazon passende Lektüre. Wobei ich sagen muß…lieber nicht zu sehr verrückt machen lassen durch Meinung X, Y oder Z. Dann hängt der Kopf bereits wieder in der nächsten Endlosschleife.

Ergebnis von meinem Gespräch war, daß mein Chef mit einer Auszeit von sechs Monaten kein Problem hat. Diese muß ich natürlich rechtzeitig vorher anmelden um an dieser Stelle auch zu besprechen, wer meine Arbeit übernimmt, ob ich bis dahin Stunden sammel und dafür aufspare, oder für weniger Geld arbeite (z.B. auf die Hälfte des Lohnes verzichte um darüber den Puffer zu bauen).

Wohin es gehen soll, kann ich selbst noch gar nicht sagen. Vor Jahren stand der Camino Francés (oder auch: der Jakobsweg in Spanien) ganz oben auf meiner Liste. Doch reizt mich Norwegen ebenso, weniger zu Fuß, sondern per Fahrrad. An dieser Stelle müssen aber auch Dinge eingeplant werden, die in einer Partnerschaft nicht einfach egoistisch zur Seite gewischt werden können. Freundin und Haustiere sind ebenso Teil meines Lebens.

So – meine Gedanken wurden an diesem Tag gesammelt und sortiert, vielleicht regen Sie euch ebenso an, das vermeintlich Wichtige zu überdenken :)

Markus

Blogger, Naturfreund und einfach gern draußen - der ewige Widerspruch "Büro kontra Freiheit", das ist Markus ✿ シ

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5 Antworten

  1. Mah sagt:

    mhmm. gute idee. nur.. danach passt du noch weniger rein.. nicht, dass das schlimm wäre.. nur ehm, mich hat das überrascht ;)

  2. Tabitha sagt:

    Hey, das liest sich doch gut? Sind Deine Pläne schon konkreter geworden?

  3. Niklas sagt:

    Ha wie lustig, ganz ähnliche Gedanken kenne ich auch.
    Diese Woche im Unpacking Travel, ist ein wöchentlicher Überblick auf die Reisewelt, war das ungefähr mein Thema, aber mit einem Augenzwinkern und ohne Happy-End. Schau mal rein. Deine Geschichte gefällt mir jedoch besser :)

    http://blog.goeuro.de/unpacking_travel_de_11/

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